Mit Sicherheit haben Sie schon mal von dem Begriff „Burnout“ gehört. Doch wie sieht es mit dem gegenteiligen „Boreout“ aus?
Ein Boreout bezeichnet die ständige Unterforderung und Langeweile am Arbeitsplatz und deren gesundheitlichen Folgen auf Körper und Psyche. Wer ständig unterfordert ist, brennt vor Langeweile aus und wird krank. Die Symptome von Boreout und Burnout sind sich sehr ähnlich.
Bei einem Burnout leidet der Betroffene an Überforderung und brennt aus, bei Boreout hingegen leidet der Betroffene an Langeweile, das mit „ausgelangweilt“ übersetzt werden kann. Das beschränkt sich irgendwann nicht mehr nur auf den Job.
Langeweile im Job? Wo gibt’s denn sowas? Im Berufsleben wird Boreout als Luxusproblem belächelt. Klar, wer will das nicht? Gute Bezahlung, kaum was zu tun, mit Kollegen ein Schwätzchen halten und öfters mal einen Kaffee trinken.
Bei Boreout geht es um dauerhafte Langeweile. Wenn Sie Morgens beim Aufstehen schon wissen, dass Sie alle Aufgaben eines Tages in einer Stunde erledigen oder den ganzen Tag mit eintönigen Routineaufgaben intellektuell unterfordert sind, dann bremst Sie das aus.
Gerade wenn ein Unternehmen wenig Aufträge hat und die Arbeit sprichwörtlich in den Keller fällt, dann wird es ganz gefährlich für die Arbeitnehmer. Zuerst ist es noch ganz angenehm, mal ein bisschen weniger zu tun. Dann wird es zunehmend langweilig, man weiß nicht, wie man den Tag sinnvoll mit Nichtstun verbringt. Und irgendwann wird es stressig, ja genau, es wird stressig. Denn man merkt, es ist keine Arbeit zu erledigen. Gleichzeitig will man aber auch nicht zum Vorgesetzten gehen und sagen, dass man nichts zu tun hat. Nun ist man „unterfordert“ und diese Langeweile macht die Betroffenen erst recht fertig. Richtig schlimm wird es, wenn die Talsohle der Auftragslage durchschritten ist und das Geschäftsfeld wieder anzieht. Vom „Nichtstun“ zu „Vollgas“ – dadurch werden manche Arbeitnehmer erst recht krank.
Mit mangelnder Motivation, geringer Qualifikation oder Faulenzertum hat Boreout selten zu tun. Ganz im Gegenteil, meist sind es Mitarbeiter mit sehr hoher Motivation, die Ziele erreichen wollen und nun in einer Position oder einem Projekt stecken, in der es nicht möglich ist, sich zu verwirklichen.
Die meisten „Betroffenen“ von Langeweile im Job verdienen überdurchschnittlich gut und befinden sich in einem Umfeld, das ihnen eine hohe Sicherheit bietet. Im öffentlichen Dienst, in großen Konzernen mit starkem Kündigungsschutz nach langjähriger Betriebszugehörigkeit oder im kuscheligen Familienbetrieb.
Aus welchem Grund sollten die Betroffenen das gutbezahlte Nichtstun, bei dem sie in Sicherheit sind, gegen einen spannenden neuen Arbeitsplatz, bei dem sie anfangs weniger verdienen, eintauschen? Also langweilen sich diese Menschen weiter und jammern still vor sich hin. Denn ein Burnout zeigt Überforderung und wird in unserer Leistungsgesellschaft akzeptiert, ein Boreout hingegen wird ungläubig belächelt.
Deshalb dürfen wir chronische Langeweile im Arbeitsleben nicht dulden!
Wir Menschen haben ein eigenes selbstbestimmtes Leben. Und wir haben ein Recht auf ein glückliches Leben. Doch das müssen wir auch selbst gestalten. Wenn Sie also unter Langeweile in ihrem Job leiden, zögern Sie nicht. Aushalten ist langfristig keine gesunde Lösung. Sie verlieren an Selbstbewusstsein und fühlen sich auf die Dauer schwach und hilflos.